→  Gruppen  →  ...  →  Bericht zur HC-Tagung 2005

Hydrocephalus-Tagung 2005 der ASBH


Am 5. März 2005 fand in Göttingen die diesjährige HC-Tagung statt. Diese war fachlich vorbereitet worden von Herrn Prof. Buchfelder und Herrn Priv. Doz. Dr. Ludwig von der Neurochirurgischen Klinik der Universität Göttingen. Bereits am Vortag waren einige Teilnehmer aus den Gesprächskreisen für erwachsene Menschen mit einem Hydrocephalus angereist. Die HC-Tagung ist jedes Jahr eine willkommene Gelegenheit, sich mit Menschen aus ganz Deutschland in vertrautem Kreis zu treffen. Das Programm der HC-Tagung enthielt sehr interessante Themen und so machten wir uns am Samstagmorgen von unserem gemeinsamen Hotel aus auf den Weg zur Universität Göttingen. Hier erwartete uns eine sehr angenehme Atmosphäre mit einem sehr ansprechenden Hörsaal.

Bereits vor dem Beginn der Vorträge kam es zu sehr intensiven Gesprächen. Zwei Shuntsysteme-Hersteller waren auf der Tagung vertreten und stellten ihre Produkte vor. Hierzu gehörten u. a. Verstellventile zur Liquorableitung, die nicht mehr durch äußere Magnetfelder (und damit insbesondere auch nicht durch ein MRT) verstellt werden können. Ferner wurden Verstellventile vorgestellt, deren jeweils eingestellte Druckstufe ohne Röntgenkontrolle überprüft werden kann.

Um 9:00 Uhr begannen die Vorträge, die wir mit Spannung und Freude erwartet hatten. Die nachfolgenden Themen standen auf dem Programm:

  • Grundinformationen zum Hydrocephalus
  • Frühgeburt, Germinale Matrixblutung, Hydrocephalus
  • Fehlbildungen und Hydrocephalus
  • Die Bildgebung des Hydrocephalus
  • Ventrikulostomie, Aquäduktoplastie
  • Laser-assistierte Endoskopie intrakranieller Zysten
  • Erworbener Hydrocephalus im Erwachsenenalter
  • Normaldruckhydrocephalus
  • Neuropsychologie des Hydrocephalus
  • Langfristige Betreuung von Patienten mit Hydrocephalus


In den Vorträgen wurden die Themen sehr interessant und verständlich von den Ärzten und Psychologen vermittelt. So wurde u. a. mitgeteilt, dass bei einem erwachsenen Menschen durchschnittlich ca. 500 − 750 ml Liquor pro Tag (24h) produziert wird. Auf dieser Basis wurde dann der Liquor-Kreislauf erläutert und auf mögliche Ursachen eines Hydrocephalus hingewiesen. Bezüglich der Behandlung wurde auf die dringend notwendige interdisziplinäre Zusammenarbeit der unterschiedlichen Abteilungen (Neurochirurgie, Neuropädiatrie, Neonatologie, Neuroradiologie, Neurologie/ Neurophysiologie, Neuropsychologie) einer Klinik und den Patienten/ Eltern/Angehörigen hingewiesen.

In einem weiteren Vortrag wurden Ursachen und Diagnosemöglichkeiten von Hirnblutungen bei Frühgeborenen vorgestellt. Nach der Unterteilung der Hirnblutungen in 4 Schweregrade wurde u. a. eine Reihe von Ultraschallbildern gezeigt, auf denen z. B. Blutungen in den Seitenventrikeln der Frühgeborenen deutlich zu erkennen waren. Dank der sehr guten Erklärungen der Referenten, waren nahezu alle Themen gut zu begreifen. Auch wurde der Zusammenhang zwischen dem Ort einer Blutung im Gehirn und den damit verbundenen neurologischen Folgeschäden am Beispiel einer spastischen Cerebralparese eines Kindes vermittelt.

Im weiteren Verlauf wurden uns wichtige Informationen über Fehlbildungen mitgeteilt, die im Zusammenhang mit einem Hydrocephalus stehen können. Ausführlich wurden die Dandy-Walker-Zyste, die Arnold-Chiari-Malformation (Typ 1 und Typ 2) und die Aquäduktstenose anhand vieler radiologischer Aufnahmen (z.B. Bilder von Kernspin-Tomographien) beschrieben. Sowohl im Zusammenhang mit einer Dandy-Walker-Zyste als auch im Zusammenhang mit einer Arnold-Chiari-Malformation vom Typ 2 kann es zu einem Fehlen des Corpus Callosum (Balken) kommen. Diese anatomischen Zusammenhänge wurden in einem späteren Vortrag zur Neuropsychologie aufgegriffen und aus dieser Perspektive weiter erläutert. Es wurde u.a. die Split-Brain-Symptomatik beschrieben, die als Folge dieser Fehlbildung (fehlendes Corpus Callosum) auftreten kann. Im Rahmen dieses Vortrages wurden dann neuropsychologische Tests und einige Statistiken zu Menschen mit einem Hydrocephalus vorgestellt.

Auch endoskopische Operationsmethoden zur Behandlung des Hydrocephalus wurden aufgezeigt. In bestimmten Fällen ist die Ventrikulostomie eine geeignete Methode. Es wurde z.B. darauf hingewiesen, dass speziell bei einem Tumor als Ursache für den HC in manchen Fällen die erforderliche Biopsie und die Fensterung des Bodens vom 3. Ventrikel im Rahmen einer Operation endoskopisch durchgeführt werden können. Es wurde deutlich gemacht, dass die Versorgung ohne Shuntsystem einen wesentlichen Vorteil bietet. So können bei einer durchgeführten Ventrikulostomie keine Tumorzellen wie im Falle eines VP-Shunts über den Peritonealkatheter in den Bauchraum gespült werden.

Viele Videos der endoskopischen Eingriffe (sowohl im Rahmen des Vortrags zur Ventrikulostomie/Aquäduktoplastie als auch im Rahmen des Vortrags zur laserassistierten Endoskopie intrakranieller Zysten) zeigten sehr deutlich das Vorgehen der Ärzte bei derartigen Eingriffen.

Auch der Normaldruckhydrocephalus (kurz: NPH) war Gegenstand eines Vortrages. Es wurde die Diagnostik eines NPHs vorgestellt, wobei speziell auf den NPH-typischen HAKIM-Trias (Gang-Apraxie, Demenz, Harninkontinenz) hingewiesen wurde. Im Rahmen der MRTs wurde auf die typischen Polkappen an den Rändern der Seitenventrikel als typisches Merkmal beim NPH aufmerksam gemacht. Es wurde die hierzu übliche Diagnostik (Spinal Tap Test, kontinuierliche Liquordruckmessung, hämodynamische Tests, …) vorgestellt und es wurden Faktoren genannt, die negative Operationsergebnisse vorhersagen (u. a. ausgeprägte zerebrale Atrophie, …). Viele weitere Informationen wurden an diesem Tag vermittelt, deren Beschreibung jedoch den Rahmen dieses Berichtes sprengen würde.

Jedem Vortrag schloss sich eine umfangreiche Fragerunde an. Alle Fragen wurden von den Fachleuten sehr detailliert beantwortet. Viele Teilnehmer der HC-Tagung nutzten die Gelegenheit, offene Fragen zu den Vorträgen aber auch zu jeweils persönlichen Themen zu stellen.

Die Verpflegung in den Pausen war sehr gut und vielfältig. Insbesondere die Mittagspause wurde von vielen Teilnehmern der Tagung für einen intensiven, persönlichen Austausch mit anderen Teilnehmern genutzt.

Die HC-Tagung in Göttingen war eine große Bereicherung und trägt langfristig dazu bei, ein besseres Gesamtverständnis für das komplexe Gebiet des Hydrocephalus zu entwickeln. Mit diesem Wissen wird jedem Menschen, der mit einem Hydrocephalus direkt oder indirekt (z.B. als Eltern) konfrontiert ist, die Diskussion mit den Ärzten deutlich erleichtert. Auch die immer wieder notwendigen Entscheidungen im Rahmen der Versorgung können durch das verbesserte Wissen gezielter getroffen werden. Zudem konnten auf dieser Tagung wieder wertvolle neue Kontakte zwischen den Betroffenen bzw. Eltern/Angehörigen aufgebaut und bestehende Kontakte gepflegt werden. Auch aus dieser Sicht empfand ich die HC-Tagung als ausgesprochen wertvoll.

In diesem Sinne freue ich mich auf die weiteren HC-Tagungen in den nächsten Jahren.



Gunnar Meyn
HC-Ansprechpartner der ASBH für Jugendliche und Erwachsene

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